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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 E
linhart Offline




Beiträge: 2.493

19.08.2011 15:47
EALE Zitat · Antworten

Wie dekliniert man EALE? In L&S ist nur der Genitiv EALES angegeben. Ich finde in meiner Grammatik kein passendes Paradigma.

Lt. Spellchecker gäbe es folgende Formen:

EALE
EALA
EALEN
EALES
EALAE
EALAS
EALARUM
EALIS

Das kommt mir halb griechisch und halb lateinisch vor. Kann das stimmen?

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

19.08.2011 20:45
#2 RE: EALE Zitat · Antworten

Zitat von L&S
ĕălē, ēs, f.,
I. a large animal found in Ethiopia; acc. to Cuvier, the two-horned rhinoceros, Plin 8, 21, 30, § 73.



Das Wort mag zwar halb lateinisch, halb Griechisch anmuten, in meinem altgriechischen Langenscheidt-Taschenwörterbuch finde ich jedoch keinen Eintrag, der einem lateinischen Wort eale entspräche.
Auch auf Perseus finde ich im Griechischen L&S, dem Liddell & Scott, keinen entsprechenden Eintrag, siehe http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text...betic+letter%3D*e%3Aentry+group%3D1%3Aentry%3De%29%2Fa2.
Es könnte sich also möglicherweise um ein Wort afrikanischen Ursprungs handeln (Plinius spricht im Abschnitt 72, der direkt vor der Belegstelle steht, von Aethiopia). Das ist aber eine reine Vermutung meinerseits.

Den Plinius-Beleg finde ich hier:

http://la.wikisource.org/wiki/Naturalis_...r_VIII#.5B21.5D
[73] (hanc feram humanas voces tradunt imitari. apud eosdem et quae vocatur eale, magnitudine equi fluviatilis, cauda elephanti, colore nigra vel fulva, maxillis apri, maiora cubitalibus cornua habens mobilia, quae alterna in pugna sistit variatque infesta aut obliqua, utcumque ratio monstravit) –,

und hier:

http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Ro...iny_the_Elder/8*.html
XXX 73 (hanc feram humanas voces tradunt imitari. apud eosdem et quae vocatur eale, magnitudine equi fluviatilis, cauda elephanti, colore nigra vel fulva, maxillis apri, maiora cubitalibus cornua habens mobilia, quae alterna in pugna sistit variatque infesta aut obliqua, utcumque ratio monstravit) —,


Es scheint sich aber nicht um ein Hapax legomenon zu handeln, da das Wort EALE im L&S nicht mit einem * versehen ist.
Das Wort EALE scheint im gesamten Perseus-Textcorpus immerhin zweimal (bei Plinius) belegt zu sein, siehe
http://perseus.uchicago.edu/cgi-bin/phil...Texts&word=eale
Leider gibt es bei Plinius keinerlei Anhaltspunkte für irgendwelche Beugungsformen von EALE, weil das Wort immer im Nominativ Singular steht.

Wenn ich nun in meine altgriechische Organon-Grammatik schaue, sehe ich, dass einige der Spellchecker-Formen tatsächlich dem Paradigma der griechischen a-Deklination entsprechen. Beispiel τέχνη - téchne:


Singular: Plural:
.
Nom. τέχνη (-e) τέχναι (-ai)
Gen. τέχνης (-es) τεχνῶν (-on)
Dat. τέχνῃ (-ei) τέχναις (-ais)
Akk. τέχνην (-en) τέχνας (-as)
Vok. τέχνη (-e) τέχναι (?) (-ai ?)


Wenn wir zugrunde legen, dass das Wort EALE tatsächlich nach der griechischen a-Deklination gebeugt wird, dann müssten die latinisierten Formen IMHO so lauten:


Singular: Plural:
.
Nom. EALE (oder EALA) EALAE (eigentlich EALAI, wobei die klassisch-lateinische Aussprache von AE ja AI war)
Gen. EALES (oder EALAE) EALON (oder EALARUM)
Dat. EALAE (eig. EALEI) EALIS (eig. EALAIS)
Akk. EALEN (oder EALAM) EALAS
Vok. EALE ((oder EALA) EALAE (eig. EALAI)
Abl. EALE (oder EALA) EALIS


Vgl. hierzu die Beugung von epitome auf http://perseus.uchicago.edu/cgi-bin/phil...rseusMonographs
und die Rubenbauer/Hofmann-Grammatik, wo steht:

(1) Aus dem Griechischen übernommene Wörter schließen sich gewöhnlich der entsprechenden lateinischen Deklination an; gelegentlich (besonders bei Dichtern) werden die griechischen Endungen beibehalten, nicht selten ist der Übertritt in eine andere Deklination.

(2) Nach der ersten Deklination werden die griech. a-Stämme flektiert; die Wörter auf -e nehmen meist die Nominativ-Endung -a an (Nioba), doch begegnen auch (bei Eigennamen) die Formen auf -e: Circe (Gen. nebn Circae auch Circes), Akk. Circen, Abl. Circe.


Von den Spellchecker-Formen müssten dann eigentlich alle richtig sein:

EALE - EALA - EALEN - EALES - EALAE - EALAS - EALARUM - EALIS

EALA, EALAE, EALAS, EALARUM, EALIS wären laut Rubenbauer/Hofmann (1) korrekt.
EALE, EALEN, EALES, EALAS wären laut Rubenbauer/Hofmann (2) korrekt.
Warum fehlen dann aber die Formen EALAM und EALON?

Aber wie gesagt, diese Formen können nur dann gültig sein, wenn es sich bei EALE wirklich um ein griechisches Fremdwort handelt. Dafür fehlen uns aber jegliche Hinweise. Wenn es ein griechisches Wort wäre, dann sollte es im L&S - wie bei anderen Wörtern griechischer Herkunft - doch einen entsprechenden Hinweis geben.

Im Eintrag bei L&S fehlt jeglicher Hinweis auf Einschränkungen, was den Gebrauch der Beugungsformen betrifft.


Meine persönliche Meinung zur Gültigkeit der Spellchecker-Formen:

Wenn EALE ein Gräzismus ist, dann können meiner Meinung nach sämtliche Spellchecker-Formen als zulässig betrachtet werden. Die Nominativ-Singular-Endung -e und die Genitiv-Singular-Endung -es deuten darauf hin (entspechend τέχνη), dass es sich tatsächlich um einen Gräzismus handelt. Wenn man aber aufgrund des fehlenden Hinweises im L&S-Artikel zu EALE und aufgrund des fehlenden Kreuzes vor dem Lemma († This denotes that the word to which it is prefixed is borrowed from the Greek) in Frage stellt, dass EALE ein Gräzismus ist, dann könnte man sagen, nur die angegebenen Formen des Nom. und Gen. Sing. seien zulässig. Leider fehlt aber wiederum jeglicher Hinweis auf irgendwelche Einschränkungen bei der Zulässigkeit der Beugungsformen.

Ich tendiere daher dazu, die Spellchecker-Formen für zulässig zu erklären.


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linhart Offline




Beiträge: 2.493

20.08.2011 05:58
#3 RE: EALE Zitat · Antworten

Vielen Dank!

Hier handelt es sich wieder um eine Art Präzedenzfall. Es gibt nämlich 262 Wörter, die lt. Spellchecker in derselben Weise dekliniert werden.

Ich habe jetzt doch die Deklinationsmuster von aus dem griechischen kommenden Wörtern in einer Grammatik gefunden, nämlich in der von Bennet (http://www.gutenberg.org/files/15665/15665-h/15665-h.htm):

Für den Singular von weiblichen Wörtern auf -e findet man dort unter Nr. 22 das folgende Schema:

epitome
epitomes
epitomae
epitomen
epitome
epitome

Und bezüglich Plural steht: "In the Plural they are declined like regular Latin nouns of the First Declension."

Es ergeben sich somit genau die Spellchecker-Endungen, abgesehen von der Endung -A, die aber nach Rubenbauer/Hofmann "meist" im Nominativ angenommen wird.

Offen bleibt natürlich die Frage, ob EALE tatsächlich wie die griechischen Wörter dekliniert wird. Da wir aber keine spezielle Information darüber haben, bin ich dafür, das anzunehmen.

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

20.08.2011 11:52
#4 RE: EALE Zitat · Antworten

Oh stark! Die Bennet-Online-Grammatik ist ja toll! Die habe ich mir gleich als Favorit abgespeichert! Vielen Dank!!! -->

Die Aussagen von http://www.gutenberg.org/files/15665/156...65-h.htm#sect20 stimmen genau mit http://perseus.uchicago.edu/cgi-bin/phil...rseusMonographs überein.

Da die Angaben EALE, EALES mit den Endungen -E im Nominativ Singular und -ES im Genitiv Singular den im epitome-Paradigma angegebenen Endungen entsprechen, tendiere ich ja, wie ich schon sagte, dazu, trotz der wünschenswerten, aber leider fehlenden Hinweise im L&S EALE als nach griechischem Muster gebeugtes Fremdwort zu betrachten. Da du, lieber Linhart, auch dieser Meinung bist, würde ich sagen, wir nehmen die Spellchecker-Formen von EALE im beiderseitigen Einvernehmen ins latin.dic auf.


Richtig wäre es halt gewesen, wenn der EALE-Eintrag im L&S ungefähr so gelautet hätte:

† ĕălē, ēs, f., = εαλη, a large animal found in Ethiopia; acc. to Cuvier, the two-horned rhinoceros, Plin 8, 21, 30, § 73.

Stattdessen sieht der Eintrag im L&S so aus:


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Bussinchen Offline




Beiträge: 90

20.08.2011 23:48
#5 RE: EALE --> EALAM und EALON unzulässig Zitat · Antworten

Zitat von linhart
Ich habe jetzt doch die Deklinationsmuster von aus dem griechischen kommenden Wörtern in einer Grammatik gefunden, nämlich in der von Bennet (http://www.gutenberg.org/files/15665/15665-h/15665-h.htm):

Für den Singular von weiblichen Wörtern auf -e findet man dort unter Nr. 22 das folgende Schema:

epitome
epitomes
epitomae
epitomen
epitome
epitome

Und bezüglich Plural steht: "In the Plural they are declined like regular Latin nouns of the First Declension."

Es ergeben sich somit genau die Spellchecker-Endungen, abgesehen von der Endung -A, die aber nach Rubenbauer/Hofmann "meist" im Nominativ angenommen wird.

Offen bleibt natürlich die Frage, ob EALE tatsächlich wie die griechischen Wörter dekliniert wird. Da wir aber keine spezielle Information darüber haben, bin ich dafür, das anzunehmen.



Nach dem zu urteilen, was du geschrieben hast, wären dann die beiden theoretisch denkbaren Formen EALAM für die lateinische Deklination im Akk. Sing. und EALON für die griechsiche Deklination im Gen. Plur. unzulässig.


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