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Dieses Thema hat 14 Antworten
und wurde 782 mal aufgerufen
 S
Gero Offline




Beiträge: 2.747

09.05.2010 13:09
Die Crux mit der Steigerung von stet Zitat · Antworten

Das Adjektiv stet darf offiziell nicht gesteigert werden, es gelten nur die Formen des Positivs: stet, stete, stetem, steten, steter und stetes.

stet wird wie folgt defniniert:

RD
stet (veraltet); stete Vorsicht

UD/gWD:
(die kursiven Passagen betreffen Zusätze im gWD)
stet <Adj.> [mhd. stæt(e), ahd. stati = beständig, zu stehen] (geh.):
a) über eine relativ lange Zeit gleichbleibend, keine Schwankungen aufweisend: das -e Wohlwollen seines Chefs haben; (als Briefschluss:) in -em Gedenken, -er Treue;
Die Schiffsturbinen haben nun ihren -en (gleichmäßigen) Rhythmus erreicht (Heim, Traumschiff 388);

b) ständig, andauernd: sie ist den -en Streit mit ihrem Mann leid.
Ich erinnere mich an die -e Angst meiner Mutter vor der Prüfung (Frisch, Montauk 171); eine Vertrauensstellung, die -e Arbeitsbereitschaft voraussetzt (Rheinpfalz 7.7.84, 29); Während ganz Kärnten ... darüber klagte, dass die Urlauber ausblieben, verzeichnet das Lesachtal einen kleinen, aber -en Zuwachs (natur 4, 1996, 49).


Die Frage der Steigerbarkeit wird unterschiedlich beurteilt. Canoonet verneint eine Steigerung, wohingegen Bertelsmann sie bejaht:

stet [Adj. , -er, am -esten] gleich bleibend, dauernd, stetig; in ~em Gedenken

Der Fall ist insofern interessant, weil Bertelsmann in Fragen der Steigerung sehr konservativ ist, wohingegen Canoonet sehr oft - teilweise auch zu oft - großzügig ist. Dies hier ist ein sehr, sehr seltener Fall, wo Bertelsmann eine Steigerung bejaht, Canoonet sie aber verneint. (Anmerkung am Rande: im Superdic gilt bis auf sehr wenige Ausnahmen der Grundsatz: keine Steigerung eines Adjektivs, wenn sowohl Bertelsmann als auch Canoonet diese ablehnen, was mich allerdings bei einem anderen Adjektiv mit 4 Buchstaben in arge Kalamitäten bringt - mehr demnächst in einem gesonderten Thread)

Festzuhalten bleibt, dass sich für die Steigerung von stet durchaus seriöse Belege anführen lassen, so z.B. die
online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung von 19.01.2010: Klamm wie nie zuvor, wo auf die Finanznot der Kommunen eingegangen wird:

Zitat
... Thiess Büttner, Professor am Ifo-Institut, meint außerdem: "Wenn eine Kommune in den einnahmenstarken Jahren vorsichtig mit ihren Einnahmen umgegangen ist und Rücklagen gebildet hat, hat sie nun geringere Probleme der Hundesteuer verdienen die Städte nur wenig - im Gegensatz zur Gewerbesteuer. In der Krise aber zählt jeder Cent.

Reformen versäumt


Kanski und Büttner kritisieren auch, dass die Kommunen ihre Finanzgrundlage nicht schon länger reformiert hätten, weg von der krisenanfälligen Gewerbesteuer und hin zu steteren Quellen. Büttner verweist dabei zum Beispiel auf die Grundsteuer, die in anderen Ländern einen wesentlich größeren Anteil der kommunalen Einnahmen bilde.....



Die Steigerung des Synonyms stetig wird sogar vom Uniwortschatz Leipzig aufgeführt. Stetigere ist offiziell ungültig. Ich habe es im Dic aber aufgeführt und gedenke es auch vorerst nicht zu streichen.

Bezüglich der Steigerung von stet bin ich mir noch nicht schlüssig. Vermutlich wird es eine fragliche Ablehnung, hängt sicherlich aber auch von der Diskussion hier ab.

Sicher ist nur eins: Es gibt keinen Grund, sich auf Erreichtem auszuruhen. Das Erfassen des UD-Wortschatzes bringt Überraschendes zu Tage und bedingt eine Revision von etlichen Einträgen in den Wortlisten.

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

10.05.2010 11:14
#2 RE: Die Crux mit der Steigerung von stet Zitat · Antworten

Ich habe mir Gedanken zu diesem Fall gemacht.

Ich selbst würde von meinem Sprachgefühl her eine Steigerung zulassen (wie in dem Zitat: stetere Quellen), allerdings nur für die im UD/gWD unter a angegebene Bedeutung, d.h. als Synonym von gleichmäßig.

Warum sollte es nicht möglich sein, den Beispielsatz
Die Schiffsturbinen haben nun ihren -en (gleichmäßigen) Rhythmus erreicht.
folgendermaßen abzuwandeln:
Die Schiffsturbinen haben nach anfänglichen Schwierigkeiten endlich einen steteren (gleichmäßigeren) Gang erreicht.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Canoonet die Steigerung des Synonyms gleichmäßig zulässt, wohingegen gleichbleibend nicht gesteigert wird.

gleichmäßg wird gesteigert
http://www.canoo.net/services/Controller...caseInSensitive

gleichbleibend wird nicht gesteigert
http://www.canoo.net/services/Controller...caseInSensitive

Aufgrund der Steigerbarkeit des Synonyms gleichmäßig tendiere ich selbst dazu, mich der Meinung von Bertelsmann anzuschließen und eine Steigerung von stet ebenfalls zuzulassen.

Scotty Offline

Administrator


Beiträge: 3.777

10.05.2010 11:30
#3 RE: Die Crux mit der Steigerung von stet Zitat · Antworten

Ich würde STETS niemals steigern. Ich empfinde STETS und STETIG als zwei verschiedene Worte mit unterschiedlicher Bedeutung (immer vs. kontinuierlich). Mich wundert, dass überhaupt eine gemeinsame Basis STET existiert.

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

10.05.2010 11:37
#4 RE: Die Crux mit der Steigerung von stet Zitat · Antworten

Achtung:

Scotty, du darfst - im Eifer des Gefechts! - die zwei Formen STETS und STETIG nicht miteinander verwechseln.
STETS mit S ist ein unflektierbares Adverb, um das es hier in dieser Diskussion gar nicht geht.
(*STETSER, *am STETSTEN gibt es freilich nicht! )

Es geht vielmehr um das zugegebenermaßen veraltete/veraltende Adjektiv STET (ohne S).

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

10.05.2010 12:07
#5 Exkurs: Die Etymologie von STET Zitat · Antworten

Zitat von Scotty
Mich wundert, dass überhaupt eine gemeinsame Basis STET existiert.


Wieso wundert dich das? Dass es bei verschiedenen Wörtern eine gemeinsame Wurzel gibt, ist doch nichts Ungewöhnliches, im Gegenteil, das ist das Normale - auch wenn wir als Sprecher uns dessen nicht immer bewusst sind. Wir betrachten die Sprache halt meistens synchronisch und nicht diachronisch.

Zur Etymologie von STET kann ich Folgendes sagen - vielleicht überrascht dich auch das (diachronische Betrachtungsweise):
stet (beständig, gleichmäßg, fortdauernd) ist eine Bildung zu der gemeinsamen indogermanischen Wurzel
*st[h]a-, die in dem deutschen Verb stehen fortlebt. (vgl. lat. stare = stehen, > ital. stare, span. estar, deutsch Stadt/Gestade/statt/stabil u.v.m., althochdeutsch statig, schwedisch stadig=beständig/stad=Stadt/städsegrön=immergrün usw. usf.)
Im Neuhochdeutschen ist die gleichbedeutende Ableitung stetig häufiger als stet.
Auch das Verb bestätigen hängt damit zusammen, wie unerwartet das auch sein mag.

Das Adverb stets ist eigentlich eine erstarrte Genitivform von stet. Hierzu ist anzumerken, dass solche erstarrten Genitive, die dann zu Adverben geworden sind und sich als eigenes Wort verselbstständigt haben, im Deutschen sehr sehr häufig vorkommen, vgl.
anfangs, morgens, vormittags, sogar nachts (eigentlich ein falscher Genitiv, weil Nacht = feminin),
(schnur-)stracks, flugs, unversehens u.v.a.m. - und last not least unser stets. Bei manchen Wörtern ist man sich als Sprecher des alten Genitivs noch mehr bewusst, wie z.B. bei anfangs, bei anderen weniger, z.B. bei stracks und flugs.

Scotty Offline

Administrator


Beiträge: 3.777

10.05.2010 13:08
#6 RE: Exkurs: Die Etymologie von STET Zitat · Antworten

Zitat
Scotty, du darfst die zwei Formen STETS und STETIG nicht miteinander verwechseln.

Stimmt. Mit der anderen Argumentation muss sich STET wohl tatsächlich beugen lassen.

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

10.05.2010 14:04
#7 RE: Exkurs: Die Etymologie von STET Zitat · Antworten

Zitat von Scotty
Stimmt. Mit der anderen Argumentation muss sich STET wohl tatsächlich beugen lassen.


Vektor Offline



Beiträge: 1.049

10.05.2010 19:19
#8 RE: Exkurs: Die Etymologie von STET Zitat · Antworten

wenns sich nicht beugen ließe, wäre "steter Tropfen höhlt den Stein" ja auch nicht sprichworttauglich ;-)
Die Frage ist eben nur, ob es auch einen steteren Tropfen gibt ...

Gero Offline




Beiträge: 2.747

13.07.2011 07:33
#9 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

bitte lest euch nochmals den Thread durch - ich bin in der Frage der Steigerbarkeit noch zu keinem endgültigen Urteil gekommen!


Download: Geros Superdic, was sonst! | Discussion: Forum | News: Twitter | ... und im übrigen bin ich der Meinung, dass Wordfinder beim online-Spiel pfui sind!

Vektor Offline



Beiträge: 1.049

13.07.2011 10:35
#10 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

Das geht ja auch nicht, solange wir keine vernündftigen Kriterien hierfür festlegen ...

Aber da gibt's ja weiterhin Widerstände :-( :-(

Dass jetzt wieder Fässer aufgemacht werden mit Unterschieden zwischen offizieller Liste und SuperDic liegt genau an diesem Mangel, dass diese Sache nicht endlich "klar geregelt" wird.

Durchaus frustrierend ...

Gero Offline




Beiträge: 2.747

13.07.2011 11:28
#11 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

Zitat
Dass jetzt wieder Fässer aufgemacht werden mit Unterschieden zwischen offizieller Liste und SuperDic liegt genau an diesem Mangel, dass diese Sache nicht endlich "klar geregelt" wird.



Du irrst. Es gibt keinen Unterschied zwischen SuperDic und offizieller Liste, denn auch das Superdic kennt keine Steigerung von stet bzw. stät. Mir geht es um die sprachliche Erörterung des Themas und nicht um formelle Kriterien. Außerdem liegt hier der durchaus interessante Fall vor, wo Cannonet, SuperDic, SchiRi und Turnierwortliste einer Meinung sind. Insofern gibt es auch keinen Grund, mit :-( einen (Doppel-)Flunsch zu ziehen ...


Download: Geros Superdic, was sonst! | Discussion: Forum | News: Twitter | ... und im übrigen bin ich der Meinung, dass Wordfinder beim online-Spiel pfui sind!

Vektor Offline



Beiträge: 1.049

13.07.2011 12:31
#12 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

Du hast zu stetigere aber geschrieben, dass es offiziell ungültig ist, sich aber im SuperDic befindet - eine Folge fehlender Klarheit der Regel!

Wie schon so oft gesagt, kenn die Sprache keine klare Abgrenzung zwischen "richtig" und "falsch"; daher bringt uns die "sprachliche Erörterung" auch nicht weiter, zumindest nicht ans Ziel - es bleibt schließlich nur die Wahl zwischen "formalen Kriterien" und "Willkür", und da sind mir die formalen Kriterien um ein Vielfaches lieber (auch wenn zu der Basis, auf die die formalen Kriterien angewendet werden, suicher auch zum Teil auf Willkür beruhen).

Die Frustration hat also sehr wohl handfeste Gründe ...

linhart Offline




Beiträge: 2.493

13.07.2011 15:18
#13 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

Geros Aussage über die offizielle Ungültigkeit von stetigere ist über ein Jahr alt. Inzwischen ist stetiger gültig geworden.

Im Übrigen stimme ich aber, wie ihr ja wisst, mit Vektors Meinung überein.

Gero Offline




Beiträge: 2.747

13.07.2011 16:43
#14 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

STETIGERE ist gültig geworden, nicht aber STETERE. Das ist ja meine Crux.

Sollten diese beiden doch sehr engverwandten Begriffe nicht gleichbehandelt werden?


Download: Geros Superdic, was sonst! | Discussion: Forum | News: Twitter | ... und im übrigen bin ich der Meinung, dass Wordfinder beim online-Spiel pfui sind!

Vektor Offline



Beiträge: 1.049

13.07.2011 17:08
#15 RE: stet bzw. stät (UD) steigerbar? Zitat · Antworten

Die Verwandtschaft der Begriffe ist für mich kein Argument für Gleichbehandlung - hier kann ja durchaus der eine Begriff eher in übertragenem Kontext benutzt werden als der andere usw.; wir haben ja keine Analogie wie bei "Nordpol"/"Südpol".
Dass dieses Argument aus meiner Sicht nicht greift, ist aber auch kein Argument dagegen.

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