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Dieses Thema hat 11 Antworten
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Gero Offline




Beiträge: 2.747

06.10.2010 07:14
das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

--- ACHTUNG: dieser Beitrag wurde am 13.03.2011 auf Basis der 7. Auflage des UD überarbeitet ---

Spätestes seit der ersten Runde des diesjährigen Sommerrätsels in der Zeit weiß man, dass Vorsicht angesagt ist, wenn es um die Zulässigkeit bzw. Übetragbarkeit von starken Beugungen bei bzw. auf Komposita geht: reihen - rieh, anreihen - anrieh, aufreihen - aufrieh

Aber auch bei saugen ist Vorsicht angesagt, es wird auf die Ausführungen zu absaugte - absöge verwiesen.

Ich bin momentan dabei, mein Wörterbuch auf womöglich ähnlich geartete Stolpersteine zu durchforsten. Erste Station war das Verb hauen und das Ergebnis war wenig schmeichelhaft für mich. Zur Erinnerung:

hauen lt. RD:
hauen; du haust; du hautest (für »mit dem Schwert schlagen« u. geh. du hiebest); gehauen (landsch. gehaut); hau[e]!; sich hauen; sie hat ihm (auch ihn) ins Gesicht gehauen

In der aktuellen Downloadversion sind für die Komposita (Zusammensetzungen) mit hauen - behauen, hinhauen, zuhauen etc. - analog zu gehaut und gehau(e)n beide Partizipformen hinterlegt. Doch sind Formulierungen wie: "ein behauter Stein, man haut auf ihn eingehaut" oder "er wurde kräftig durchgehaut" korrekt?

Nach Studium des UD ein eindeutiges Nein. Der UD lässt gehaut nur für die Komposita mit aus-, rein- und um- zu. Die Bewertung der Form zugehaut ist problematisch, der UD gibt hier nur zugehauen als zulässiges Partizip 2 an, im RD wird wegen der Beugung aber auf hauen verwiesen. Interessanterweise bestätigt eine Vergleichskontrolle mit Canoonet den UD im wesentlichen.

Hier eine Auflistung aller Komposita mit hauen mit den Anmerkungen des UD hierzu, hoffentlich habe ich nix vergessen:
sw. = schwache Beugung, st.= starke Beugung, die roten Einfärbungen betreffen (noch) zu cancelnde Einträge im Superdic.

abhauen
st. sw. abgehaut ff.
Änderung: die 7. Auflage des UD lässt nun auch abgehaut ff. als Partizip 2 zu

anhauen
st. sw. angehaut ff.

aufhauen
st. sw. aufgehaut ff.
Duden Bd. 9 lässt nur die schwache Beugung zu; der Zusatz ugs. im RD würde tendenziell gegen eine starke Beugung sprechen, aber im UD wird die starke Beugung explizit aufgeführt.

aushauen
st. sw. ausgehaut ff ausgehau(e)n ff

behauen
nur sw. behautem/r/s

danebenhauen
st. sw. danebengehaut

draufhauen
sw. draufgehaut ff

durchhauen
st. sw. durchgehaut ff (Doppeleintrag als trennbares und untrennbares Verb)

einhauen
st. sw eingehaut ff.

entzweihauen
UD ? aber die Erklärungen unter hauen legen den Schluss st. und sw. nahe
Kontrolle CN: st. sw. entzweigehaut ff.

hauen
st. sw. gehau(e)n ff gehaut ff

heraushauen
nur sw. heraushieb ff herausgehaut ff.

hinhauen
nur sw. hingehaut ff.

niederhauen
st. sw.? niedergehaut ff.
RD gibt nur ein Beispiel mit starker Beugung an, die Bedeutungen unter dem UD-Verweis niederschlagen lassen aber die schwache Beugung als denkbar erscheinen, so auch Canoonet: st. sw.

reinhauen
st. sw. reingehaut ff, reingehau(e)n ff.

runterhauen
nur sw. (Erklärung nur im ugs. Kontext) runtergehaut ff.

umhauen
st. sw. umgehaut ff umgehau(e)ne ff

verhauen
nur sw. verhautem, verhauter, verhautes
Änderung: die 7. Auflage des UD lässt nun auch verhaut ff. als Partizip 2 zu

zerhauen
st. sw. zerhautem/r/s

zuhauen
st. sw. UD lässt nur zugehauen zu, der RD verweist zur Beugung auf hauen: demnach sind sowohl zugehaut ff.als auch zugehauen ff gültig
CN lässt hier nur die schwache Beugung zu und verneint zugehaut als Partizip 2

zusammenhauen
nur sw. ugs. zusammengehaut ff

nur UD aufgeführt:

dazwischenhauen
st. sw. P 2 länger als 14 Buchstaben ..

weghauen
unsicher, aber vermutlich st. u. sw.
KONTROLLE: CN: st. sw. weggehaut ff. weggehau(e)n ff

Der Duden Band 9 Richtiges und gutes Deutsch führt zu gehaut/gehauen aus:
Die Form gehaut ist noch in regionaler Umgangssprache gebräuchlich. Unabhängig davon, ob im Präteritum hieb oder haute verwendet wird, wird heute im Allgemeinen gehauen gebraucht ...

Ich muss gestehen, dass ich bei einigen Streichungen schon etwas gehadert habe, denn Formen wie: heut hat´s ihn kräftig hingehaut oder heute haben sie den Gero fürchterlich verhaut sind bei uns in Franken durchaus noch zu beobachten. Aber die Vorgaben im UD (Stichproben ergeben keine Abweichungen zum GWD) sind eindeutig.

Ich hoffe doch sehr, dass die Änderungen von offizieller Seite nachvollzogen werden, denn auch dort hat man gehaut auf alle Komposita übertragen. Meine Wörterliste richtet sich in Zweifelsfragen aber konsequent an die Vorgaben des UD (geht schon gar nicht anders wegen der UD-Kategorie) und ich möchte keine grammatikalisch falschen Formen im Dic führen.

Gero


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Vektor Offline



Beiträge: 1.049

06.10.2010 10:17
#2 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

interessante Auflistung; zu einer eigenen "Meinungsbildung" muss ich mir das noch etwas genauer ansehen.
Was ich bei deiner Liste nicht verstehe: Du schreibst bei vielen der Begriffe "st. sw." - im U-Duden (online) lese ich "unr. V.". Kannst du das noch etwas näher erläutern?

Gero Offline




Beiträge: 2.747

06.10.2010 10:27
#3 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

die Bedeutung unr. im UD rührt wohl daher, dass trotz der möglichen schwachen Beugung die Bildung des Partizips 2 davon losgelöst eine starke Beugung erfährt, also nicht gehaut (vergl. machen - gemacht, legen - gelegt) sondern gehauen. Dies ist m.E. in der Tat etwas irreführend, weil im GD der Begriff unregelmäßige Verben in einem anderen Kontext erklärt wird.

Hier als Erklärung sollte st. und sw. nur markieren, ob - hieb und/oder -haute für das Präteritum erlaubt sind. Nicht mehr.


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Vektor Offline



Beiträge: 1.049

06.10.2010 10:40
#4 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

ah, okay, die "hieb"-Formen hab ich eben zumeist übersehen.

Warum werden bei "reinhauen" nur die Beugungsformen von "hauen" (ohne rein) angegeben?
Ist "reinhieb" im Bezug auf bedeutung b) (essen) nicht grober Unfug?

Bei "durchhauen" führt der UD doch eindeutig nur das untrennbare Verb auf - also muss auch "durchgehauen" ungültig sein. Und was ist mit "durchhautem/..."? War das schon bislang nicht drin?

Gero Offline




Beiträge: 2.747

06.10.2010 11:13
#5 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

Zitat
Warum werden bei "reinhauen" nur die Beugungsformen von "hauen" (ohne rein) angegeben?
Ist "reinhieb" im Bezug auf bedeutung b) (essen) nicht grober Unfug?



Nachdem reinrauen ein trennbares Verb ist, hat man wahrscheinlich nur diese Form der Darstellung gewählt. Ich gebe dir aber recht, diese Darstellung ist unglücklich. Nachdem aber auch Canoonet synchron beugt, sollten die Angaben richtig sein, denn: lt. Dd. Band 9 beschränkt sich die starke Beugung nicht nur auf den Zusammenhang "mit dem Schwert hauen" sondern darüber hinaus auch auf den Gebrauch in Zusammenhang mit Werkzeugen. (ich erinnere mich hier aus dem Gedächtnis)

Wegen durchhauen muss ich heute abend nochmals gucken ...


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Gero Offline




Beiträge: 2.747

06.10.2010 17:26
#6 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

Zitat
Bei "durchhauen" führt der UD doch eindeutig nur das untrennbare Verb auf - also muss auch "durchgehauen" ungültig sein. Und was ist mit "durchhautem/..."? War das schon bislang nicht drin?



Also bei mir werden im UD wie im RD beide Formen aufgeführt. Sicherheitshalber führe ich die beiden Einträge hier nochmals auf:

trennbares Verb:
1 durch|hau|en <unr. V.; hat>:

1. <hieb/(ugs.:) haute durch, hat durchgehauen>

a) in zwei Teile hauen: er hieb den Ast mit der Axt durch;

b) <d. + sich> sich durch Hauen einen Weg bahnen: wir hieben uns [durch das Dickicht] durch.

2. <haute durch> (ugs.) kräftig verprügeln: der Vater haute den Jungen tüchtig durch.

3. <haute durch> (ugs.) (in Bezug auf elektrische Leitungen) zerstören: der Blitz hat die Leitung durchgehauen; es hat die Sicherung durchgehauen.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].

nicht trennbares Verb
2 durch|hau|en <unr. V.; durchhieb/(ugs.:) durchhaute, hat durchhauen>:

1. durchhauen (1 a).

2. (Forstw.) durch Hauen einen Weg durch etw. bahnen: den Wald d.; ein durchhauener Wald.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].


Auf durchhaut als Partizip 2 ergeben sich keine Hinweise. Durchhautem/r/s waren und sind nicht im Superdic. gelistet, wohl aber durchhau(e)n, durchhau(e)ne, durchhau(e)nem ff. Da hab ich mich seinerzeit nach dem SD gerichtet. Da ja man gern mal auf selbigen schimpft, muss man fairerweise hier auch mal loben, dass er durchgehaut als P2 nicht aufführt!


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Vektor Offline



Beiträge: 1.049

07.10.2010 00:40
#7 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

Sorry, da muss ich bei der MrCheck-Suche wohl nicht genau hingeguckt haben und das zweite "durchhauen" übersehen haben - Entschuldigung für die verursachte Verwirrung.

Gero Offline




Beiträge: 2.747

07.10.2010 04:42
#8 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

du musst dich doch hier nicht entschuldigen!


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Gero Offline




Beiträge: 2.747

13.03.2011 07:52
#9 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

die siebte Auflage des UD fügt unter hauen folgendes an:

hau|en <unr. V.; haute/hieb, gehauen/(österr., sonst landsch.:) gehaut> [mhd. houwen, ahd. houwan u. mhd. houwen, ahd. houwon (sw. V.)]:


bei zwei Komposita (Zusammensetzungen) mit hauen sind Änderungen gegenüber der 6. Auflage festzustellen:

abhauen <unr. V.; haute/(geh.:) hieb ab, abgehauen/(bayr., österr.): abgehaut>:

1. <hat>

a) abschlagen:
die Maurer hauten den Putz ab;

b) abtrennen:
ich hieb/(ugs.:) haute die Äste mit der Axt ab;
beinahe hätte er sich den Daumen abgehauen.

2. <nur: haute; hat> [eigtl. = flüchtig herunterhauen, vgl. abschmieren (2 a)] (Schülerspr.) (in der Schule, in einer Prüfung) unerlaubt [schnell u. nicht sauber] abschreiben:
er haute die Rechenaufgaben [von mir] ab.

3. <nur: haute; ist> [zu veraltet hauen = eilen, laufen, vom Einhauen der Sporen in die Weichen des Pferdes] (salopp) sich davonmachen, verschwinden:
er haute mit dem ganzen Geld ab;
Mensch, hau bloß, endlich ab!;
sie sind über die Grenze abgehauen;
von zu Hause a.


verhauen <unr. V.; hat; 2. Part. österr.: verhaut> [mhd. verhouwen = zerhauen; verwunden; beschädigen; ab-, niederhauen; ausholzen; durch Fällen von Bäumen versperren, ahd. firhouwan] (ugs.):

1. [kräftig] mehrmals hintereinander schlagen:
die Nachbarskinder haben sich, haben den armen Jungen [gründlich, tüchtig] verhauen;
jmdm. den Hintern v.;
Ü du siehst [ja ganz, total] verhauen (salopp; unmöglich) aus!

2. etw. schlecht, mangelhaft machen, mit vielen Fehlern schreiben:
einen Aufsatz [gründlich] v.

3. <v. + sich> sich verrechnen, verkalkulieren:
du hast dich mit deiner Berechnung, in dieser Sache [mächtig] verhauen.

4. [für sein Vergnügen] leichtfertig ausgeben:
er hat den ganzen Lohn in einer Nacht verhauen.



Dies vorausgesetzt sind

abgehaut, abgehaute, abgehautem, abgehauten, abgehauter, abgehautes

sowie

verhautem, verhauter und verhautes wieder als gültig zu betrachten und wurden ins SuperDic aufgenommen.

Der Eingangsbeitrag vom 6.10.2010 hierzu wurde angepasst.

Gero


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linhart Offline




Beiträge: 2.493

13.03.2011 10:02
#10 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

Das ist ja sehr interessant! Aber ich muss schon sagen, dass ich die Situation als sehr unbefriedigend empfinde. Nach meinem Sprachgefühl sind praktisch alle Komposita mit -gehaut in Österreich üblich. Der UD wählt hier meiner Meinung ziemlich willkürlich gewisse Austriazismen aus und lässt andere weg. Aber ich weiß auch keinen Ausweg, solange es kein wirklich seriöses österreichisches Wörterbuch gibt.
Ich fürchte, dass die Situation bei den Helvetizismen ähnlich ist.

Gero Offline




Beiträge: 2.747

13.03.2011 10:12
#11 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

sehe ich ähnlich, zumal sich bei vielen anderen Komposita im süddeutschen Sprachraum der Gebrauch von gehaut ähnlich wie in Österreich verhält!


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Bussinchen Offline




Beiträge: 90

13.03.2011 11:33
#12 RE: das problematische Verb hauen Zitat · Antworten

@linhart:

Und wenn du mal die Dudenredaktion anschreibst und dich als Österreicher über diese Diskriminierung durch Willkür beklagst? (ich sage dies halb als Witz, aber auch halb im Ernst)


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